Gefühllos

Bisher bin ich immer ein wenig drumherum geschlichen, aber dieses Wochenende habe ich es dann doch mal ausprobiert: zazen - die Meditation im Zen-Buddhismus.
Geplant war ein ganzer Tag, ausgefüllt mit Sitz-Meditation, Tee trinken, Gespräch mit dem Lehrer und Einführung in die Rituale drumherum. Das erste zazen dauerte 25 Minuten und ich habe den Fehler gemacht, von meinem Bänkchen auf den Boden in den Schneidersitz zu rutschen. Kam mir anfangs einfach bequemer vor, aber nach einiger Zeit merkte ich, wie wenig dabei meine Beine durchblutet wurden. Die Füße waren endlich mal angenehm warm, bis ich dann immer weniger in Unterschenkel und Füßen spürte. Am Boden alles noch kein Problem, nur dass der nächste Programmpunkt die Gehmeditation darstellte. Als die Glocke erklang, standen alle um mich herum auf, nur ich kam einfach nicht hoch. Schon beim Beine entwirren spürte ich meine Füße nur noch dumpf pulsierend. Beim Versuch, ein Bein aufzusetzen, ist es mir glatt umgeknickt. Also musste ich unten bleiben, bis das ganz fiese Kribbeln nachließ und ich meine Gehwerkzeuge wieder belasten konnte. So gar nichts mehr spüren zu können ist schon eine interessante Erfahrung!
Die zweite SITZung habe ich daher mit Hilfe des Bänkchens knieend verbracht, nur meldeten sich hierbei plötzlich meine Schultern. Ich hatte die Hände zwar nicht mehr in der vorgeschriebenen Haltung gefasst (rechte Hand umfasst den linken Daumen und linke Hand liegt über rechter Hand), sondern relativ locker hängen lassen. Scheinbar war dies aber meinem Rücken zu anstrengend. Es ist schon beunruhigend, welche wehwehchen sich bei mir mit noch nicht mal 30 einstellen. Von dem, was mir sonst bei der Meditation in Stille, aber mit geöffneten Augen, als Ablenkung auf- und einfiel mal ganz abgesehen...
Scheinbar war mein Ego einfach zu schnell von dieser passiven Sitzhaltung und dem Nichtstun frustriert. Der Tipp für Anfänger auf den Atem zu achten, funktioniert bei mir auch als Entspannungsübung nur selten. Gegen Mittag kam aber auch noch der Wunsch dazu, dass es sich doch im Bett viel gemütlicher "meditiert". Der Gedanke, dass ich noch den gesamten Nachmittag mit Sitzen verbringen sollte, hat mich dann doch leider dazu gebracht, frühzeitig abzubrechen... Vielleicht probiere ich es noch mal und versuche, mich mehr drauf einzulassen, aber zunächst hat mir der erste Eindruck "gereicht". Diese ein oder zwei Erfahrungen war der Vormittag mit zazen aber auf jeden Fall wert.

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